Kinderbuchübersetzung - lassen Sie Ihr Kinderbuch hier übersetzen!
Eine gelungene Kinderbuchübersetzung ist immer die Frucht der Erfahrung. Erfahrung heißt Arbeit an sich selbst. Wenn man also ein Kinderbuch übersetzt, so muss man sich dem härtesten Publikum der Welt stellen: den Kindern. Um mit der Übersetzung eines Kinderbuchs Erfolg zu haben, muss man folgende Regeln beachten: diese Regeln sind universell. Sie gelten sowohl für den Autor der Kinderbücher als auch für den Übersetzer eben dieser. Und ja, Erfahrungen beim Übersetzen von Kinderbüchern bedeutet auch eine gewisse Anzahl von Fehlversuchen. Kleine Personen bilden sich recht rasch eine Meinung, was doof ist und was cool und voll angesagt. Und ehrlich gesagt, können wir von Kindern sehr viel lernen. Also meine goldene Regel beim Übersetzen eines Kinderbuchs lautet daher: Erstens, lese jede Kinderbuchübersetzung zunächst den eigenen oder, falls nicht vorhanden, fremden Sprösslingen vor. Wenn nach dem letzten Satz die Kinderaugen leuchten, dann ist die Übersetzung des Kinderbuchs so richtig gut geworden. Nur dann, aber auch nur dann ist die Übersetzung voll gelungen und trifft ins Schwarze. Ich hoffe, dass meine Erfahrung von jedem Übersetzer eines Kinderbuchs beherzigt wird und dass sie sich durch jedermanns Test (Probelesung vor Kindern) bewahrheiten wird. Sicherlich ist diese eine goldene Regel nicht die einzige, die man als Kinderbuchübersetzer beachten sollte. Die zweite goldene Regel beim Übersetzen eines Kinderbuchs lautet nämlich: Behandele niemals ein Kind von oben herab, denn Kinder sind sowieso viel schlauer als wir. Kinder bemerken jeden Fehler. Ihre Auffassungsgabe ist noch viel, viel höher als unsere. Sie bemerken also sofort, wenn die Heldin eines Buches zunächst sommersprossig ist und dann später nicht mehr. Es geht also darum, ein Kinderbuch nicht nur zu übersetzen, sondern auch selbst ganz in der Geschichte zu leben – die Erfahrungen ganz lebendig in der Übersetzung zu beschreiben – und zwar so, dass es auf gar keinen Fall schulmeisterlich klingt oder von oben herab. Ooops, jetzt habe ich ja schon meine eigene goldene Regel gebrochen. Also schreibt, liebe Buchübersetzer, so, dass euch die Übersetzung selbst etwas wert ist. Schreibt eure Kinderbuchübersetzung so, dass ihr selbst das Kinderbuch nicht mehr aus den Händen legen würdet. Es gibt kein Gesetzbuch der guten Übersetzungsart. Aber es gibt zum Glück Kinderbuchübersetzungen, die dem gütigen und gescheiten Herzen einer Frau oder eines Mannes entspringen, die früher selbst ein Kind gewesen sind. Aber ist die Kunst des Kinderbuchübersetzens nichts anderes, als wieder einmal so richtig Kind sein zu dürfen? Den Blick offen zu halten für die kleinen Wunder des Lebens? Für einen Regenbogen, den der Gartenschlauch bildet, für die Begeisterung, die ein Eichhörnchen mit sich bringt, dass uns entgegenkommt. Und natürlich muss sich ein Kinderbuchübersetzer auch sehr genau in der neuen technischen Welt auskennen. Kinder sind dabei einfach vorne dran. Wer erklärt die Fernbedienung Opa? Natürlich der Enkel, und Enkel sind wirklich blitzgescheit, und dieses gescheite Publikum ist dann die Leserschaft des übersetzten Kinderbuchs. Und die dritte goldene Regel lautet: legt Zärtlichkeit und Hingabe in das Kinderbuch. Und so bringen wir Übersetzer den jungen Lesern unser Herz und Können und all die Früchte unserer Erfahrung in Form einer Übersetzung als Geschenk dar.
Streit der Elfen im Spiegelzauberland
Als Elisa von ihrer Mutter geweckt wurde, wusste sie noch nichts von dem Abenteuer, dass der heutige Tag für sie bereithalten würde. Elisa war bereits drei Wochen in der Schule, sie konnte schon buchstabieren und einige Buchstaben des Alphabets gelangen ihr beim Schreiben bereits sehr gut. Zum Schulbeginn hatte sie von der Oma eine Füllfedertasche erhalten, auf der ihr eine zarte Elfe entgegen lächelte. Elisa war nicht gerade das, was man einen Tagträumer nennt, eigentlich war sie eine sehr aufmerksame Schülerin, aber heute war einfach alles anders. Elisa und Maxima waren Schwestern, doch obwohl sie beide Zwillingsschwestern waren und zwischen ihrer Geburt nur etwa 1 Stunde lag, waren sie doch sehr unterschiedlich. Elisa war von ihrem Wesen her recht zart. Ihre Augen blickten verträumt und sie liebte es, im Garten zu spielen oder einfach nur den Tieren bei ihrem emsigen Treiben zuzusehen. Maxima dagegen hatte in ihrem ganzen Leben noch keine einzige Mahlzeit ausgelassen, entsprechend kräftig war sie gebaut. Sie forderte ständig, unterhalten zu werden. Ihr genügte gerade noch das Beste, die teuerste Puppe, die teuersten Schuhe usw. Doch obwohl Elisa manchmal ihre Schwester Maxima nicht ganz verstand, besonders nicht, wenn sie - wie jetzt - mit einem Stock die Ameisen aufscheuchte, indem sie ihren Bau zerstörte, so war sie doch ihre Schwester. Und Elisa hatte ihre Schwester Maxima sehr gern. Aber im Moment verstand sie sie einfach nicht. Warum musste Maxima immer alles zerstören? Jetzt den Ameisenhaufen und vorhin hatte Maxima Elisas Lieblingspuppe einen Schnurrbart mit Kugelschreiber angemalt. Was sollte Elisa sagen, wenn Mami es bemerkte? Gerade als sie im Schatten eines alten Baumes Platz nahm, hörte sie ein seltsames Flügelschwirren. Es war sehr leise, aber dennoch hörte es sich fast so an, als würden dazu kleine Glöckchen erklingen. „Seltsam“, dachte Elisa und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Als Elisa auf einer Wiese aufwachte, die voller blauer Glockenblumen war, rieb sie sich die Augen. Tatsächlich, sie war eingeschlafen und hatte geträumt. Was für ein Traum! In ihrer Fantasie war sie in das ferne Elfenreich der Kristallzauberspiegel gereist. Sie hatte dieses schimmernde, gleißende Elfenland betreten und all die magischen Kristallspiegel betrachtet. Bis, ja, bis ihre Anwesenheit von der gütigen Elfe Großer Liebreiz bemerkt wurde. Die Elfe sprach zu Elisa: „Du weißt, mein liebes Kind, dass nur sehr wenige Erdenkinder mithilfe ihrer eigenen Fantasie in der Lage sind, zu unserem Reich durchzudringen. Aber ein Besuch in unserem Reich verlangt es, ein Gastgeschenk zu überreichen. In unserem Land ist es also so, dass derjenige, der als Gast bei uns erscheint, ein Geschenk erhält.“
Elisa erinnerte sich noch genau an diese Stelle des Traums. Sie hatte ganz große kugelrunde, weit aufgerissene Augen bekommen, denn die kleine Elfe, die nur doppelt so groß wie Elisas Mittelfinger war, hatte eine recht klangvolle musikalische Stimme. Elisa konnte einfach nicht die Augen von dieser Erscheinung nehmen. Und wie es schien, trug die Elfe gar nichts – gar nichts außer einem Kleid aus schillernden, winzigen, tropfenförmigen Kristallen, die durch nichts zusammengehalten schienen, als durch Luft. Oder war das ganze Kleid nur eine einfache schillernde gleißende Gaswolke gewesen? Elisa versuchte sich zu erinnern. Die Elfe hatte ihr noch erklärt: „Das Geschenk einer Elfe ist manchmal rätselhaft und für ein Menschenkind vielleicht unbegreiflich, doch es darf nicht zurückgegeben werden.“
Und den jungen Übersetzern, die nicht ohne Neid über einen jungen Übersetzerkollegen sprechen können, möchte ich sagen: auch wenn einige unserer Buchübersetzer einen so tollen Anfang hingelegt haben, neidet es Ihnen nicht! Denn die übersetzten Bücher sind nicht einfach nur nach dem Motto entstanden: „Glück gehabt beim Verlag!“ Nein, man muss immer bedenken, dass jeder Anfang Vorläufer gehabt hat. Und jedes erfolgreiche Buch, das wir übersetzen durften, hat seinen Vorläufer gehabt. Und der Übersetzungsauftrag, der zu einem Kinderbuch erteilt wird, ist das Ergebnis von mindestens drei Probeübersetzungen, die nicht erteilt wurden. Denn häufig fehlt den jungen Autoren von Kinderbüchern schlichtweg das Geld und sicher ist das Einschlagen eines Kinderbuchs bzw. Einschlagen einer Kinderbuchübersetzung ein wichtiges Argument, wenn man bei einem Verlag in der Übersetzerkartei steckt. Doch dennoch ist es jedes Mal die Probeübersetzung von zwei Sätzen, die über Ja oder Nein beim Übersetzen eines Kinderbuches entscheiden. Und so möchte ich sagen: auch wenn ich ein bekannter Kinderbuchübersetzer bin, so hat jeder Übersetzer die Chance, selbst erfolgreich zu sein, je nach Kraft seiner übersetzerischen Fähigkeiten und dem Ergebnis früherer Übersetzungserfolge. Sicher kann ich auf viele wunderschöne, wortgewaltige und fantastische Abenteuer in Kinderbüchern, die ich übersetzt habe, zurückblicken. Doch mein Erfolg als Buchübersetzerin und speziell als Kinderbuchübersetzerin begann zunächst bescheiden. Es waren zunächst nur ganz kleine Bücher, über die der Blick oft hinweggleitet. Es gibt eine gewisse allmähliche Steigerung, eine Steigerung des Vertrauens gegenüber einem jungen Übersetzer. Und diese allmähliche Anhäufung von kaum sichtbaren Erfolgen macht den Alltag des Kinderbuchübersetzers aus. Es sind niemals Wunder, die über Nacht geschehen. Wer sagt, dass ich als Kinderbuchübersetzerin einfach nur Glück gehabt habe, gehört zu jenen, die einfach noch nicht die besten sind, die einfach nur noch nicht genug Erfolg gehabt haben. Beispielsweise habe ich mich ganz zu Beginn meiner Karriere als Buchübersetzerin bei 600 Verlagen beworben. Zu jenem Zeitpunkt war ich bereits für verschiedene Verlage sozusagen Haus- und Hof-Übersetzer. Ich hatte bereits einige Stammkunden. Und dennoch haben nur genau vier Verlage mir geantwortet, dass sie mit mir zusammenarbeiten möchten. Allerdings hat dies bereits ausgereicht, um ein gewisses Auskommen als Übersetzer zu haben und die Miete bezahlen zu können. Nehmen wir 1000 Umstände an, von denen der Erfolg als Kinderbuchübersetzer abhängt: zum einen ist da der menschliche Wille – sicherlich ist der Wille da, ein Kinderbuch übersetzen zu wollen. Zunächst habe ich folgendes getan: ich habe ein Kinderbuch übersetzt und dieses dann dem Verlag vorgelegt. Einige Lektoren fanden das Buch sehr schön übersetzt. Andere fanden, dass es mir an Wortgewalt fehle. Und so überarbeitete ich meine Übersetzung. Und bald merkte ich, dass Sprache beweglich ist, lebendig, in einem beständigen Wirbel. Die Sprache ändert sich jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde, und bald entwickelte ich neue Formen, eine neue Sprache, eine interessantere Sprache, eine fesselnde Sprache und dann stellte ich mich dem Publikum: den Kindern. Als ich dann den Lohn für meine Übersetzung des Kinderbuchs in Form von glänzenden Kinderaugen erhielt, da wusste ich, jetzt hatte ich meine Sprache gefunden. Jetzt war ich eine Übersetzerin, die „das gewisse Etwas hatte“. Und ich merkte, dass ich jeden Augenblick des Vorlesens meiner Kinderbuchübersetzung genoss und genauso muss es sein.
Elisa rieb sich noch einmal die Augen, um den Schlaf auch wirklich zu vertreiben und so richtig munter zu werden. Sie streckte sich, sie gähnte herzhaft, und sie dachte angestrengt nach. Welches Geschenk war ihr denn von der Elfe Großer Liebreiz überreicht worden? Sie konnte sich an gar kein Geschenk erinnern. Sie hätte es doch anfassen oder schmecken und riechen können müssen? Fehlanzeige – es fiel ihr einfach nicht ein. Als Elisa ins Haus zurückkehrte, um ihrer Mutter von diesem seltsamen und wundervollen Traum zu berichten, fiel ihr Blick auf ein Stück Papier. Sie zog an der Ecke, zum Vorschein kam ein weißes Kuvert. Sie nahm es an sich und gab es ihrer Mutter. Diese sprach: „Elisa, du bist ja ein Schatz, den hab ich gesucht. Das ist ein sehr wichtiger Brief. Ich hatte ihn verloren und du hast ihn gefunden. Ich danke dir. Möchtest du uns ein Eis holen?“ Sie gab Elisa das Geld und Elisa hüpfte ganz vergnügt die Straße hinunter bis zu dem kleinen Bäckerladen, der eine Eismaschine hatte. Elisa legte das Geld auf den Tresen, und die alte rundliche Bäckersfrau gab ihr zwei besonders schöne große Softeis. Elisa ging nun ganz langsam wieder zurück, um den Eisturm ja nicht abzubechen. Während sie an ihrem Eis leckte, lief es von der Spitze bereits über die Rillen des Softeises herab und ihr über die Finger. Als sie nach unten blickte um den fallenden Tropfen zu folgen, sah sie ein Geldstück. Vorsichtig nahm sie beide Eistüten in eine Hand, ergriff das Geld mit zwei Fingern und ließ es in ihre Tasche gleiten. „Na sowas“, dachte sie bei sich. Heute scheine ich ja wirklich ständig Dinge zu finden, die andere verloren haben. Da schoss es ihr wie eine Erleuchtung durch den Kopf: Ja richtig, die Elfe Großer Liebreiz hatte ihr eine Gabe geschenkt. Diese kann man natürlich nicht sehen. Es war die Gabe, verlorene Dinge wiederzufinden. Elisa freute sich sehr über die Gabe der Elfe, denn sie würde am nächsten Tag wieder ein Eis kaufen können. Die Gabe der Elfe sollte Elisa noch manche Überraschung bereiten: Eines Tages fand sie den Hund des kleinen Nachbarjungen wieder, der vor lauter Neugierde in die Waschmaschine gehüpft war. Zum Glück hatte niemand Wäsche gewaschen, denn der Kleine war darin eingeschlafen. Ein andermal hatte sie die Brille von Opa gefunden und auch den Fingerhut von Oma. „Seltsam“, dachte Elisa, „ohne die Fähigkeit, ohne diese wundervolle Gabe aus dem Elfenland wären die Menschen um mich herum ja völlig aufgeschmissen. Das ist eine überaus nützliche Gabe.“ Kaum war Elisa in dieser Nacht in ihrem Bettchen eingeschlafen, träumte sie wieder vom großen bunten Regenbogen. Und wie in der vergangenen Nacht trat sie auf das eine Ende des Regenbogens und wurde im selben Augenblick inmitten des Elfenreiches wach. Diesmal sah sie in den Spiegeln der Kristalle die verschiedensten Formen von Pflanzen, Pflanzen ganz unterschiedlicher Größe, die einen hatten Blätter die so groß waren, dass sich Elisas Papa darin ganz ohne Mühe dreimal hätte einwickeln können, wenn er einen Mantel gebraucht hätte. „Wie praktisch“, dachte Elisa, „wenn es regnet kann man sich in einen solchen Blattmantel gut einhüllen.“ In anderen sah sie Pflanzen, die ganz unscheinbar und klein waren. Diesmal sah sie nun eine ganz andere Elfe. Sie hatte etwa dieselbe Größe wie die Elfe Großer Liebreiz, aber ihr Gewand war ganz grün. Es erinnerte ein wenig an die zarte Spitze, die man aus Moosen weben könnte, wenn man die kleinen Moose zwei-, dreimal übereinander legen würde. „Elisa“, sprach die Elfe, „ich bin die Kräuterelfe Wohl Bekomm‘s. Wir Elfen haben schon auf dein Erscheinen gewartet. Und wie ich sehe, hast du in der Menschenwelt sehr viele gute Taten vollbracht. Du hast den wichtigen Brief für deine Mutter gefunden. Das war sehr lieb von dir. Heute bekommst du wieder ein Geschenk. Es ist wie immer eine Gabe.“ Noch eher die staunende Elisa fragen konnte, was es denn mit dieser Gabe auf sich habe, wurde sie von Vogelgezwitscher geweckt. Dieses Vogelgezwitscher klang diesmal so freudig, dass Elisa gar nicht böse war, so zeitig am Morgen geweckt zu werden. Die Dämmerung schien Schleier um Schleier eines dunklen Tüllstoffes wegzuziehen und nach und nach begannen die Pastellfarben des frühen Morgens immer kräftiger zu werden. Schließlich wurde am Osthimmel ein riesiger Feuerball entzündet. Die Sonne ging auf, der neue Tag war geboren. Als Elisa nach dem Frühstück wieder in den Garten hinausging, um zu spielen, schien ihr der Garten völlig verändert. Die Blumen schienen alle um sie herum unbedingt ein Geheimnis preisgeben zu wollen. Und die Kräuter erst! Sie redeten völlig durcheinander. Wobei laute und leise Stimmchen ertönten, hohe und tiefe, doch alle erzählten, wofür sie denn eigentlich da wären. Bald sprach das eine: „Ich bin ein Heilkraut, ich kann Husten lindern, ich heiße Spitzwegerich.“ Bald ertönte die Kamillestimme einer anderen Pflanze: „Ich tue gut, wenn man etwas Falsches gegessen hat und der Magen drückt.“ Und so ging es in einer Tour weiter. Elisa war überrascht: „War das ihr neues Geschenk, ihre neue Gabe der Elfen?“ Konnte sie jetzt die Heilkraft der Kräuter erkennen? Elisa war überrascht, sie war gespannt, ob auch die Blumen und Kräuter auf dem Nachbargrundstück mit ihr reden würden. Sie schlüpfte rasch durch den Spalt, der zwischen Zaun und Autogarage gelassen worden war, und den auch der Nachbarsjunge üblicherweise nahm, um ein paar Erdbeeren aus Mutters Beet zu stibitzen. Tatsächlich die gesamte Wiese schien auf einmal und völlig durcheinander reden zu wollen. „Ich bin ein Löwenzahn, man kennt mich auch als Pusteblume, aber erst dann, wenn im Sommer meine Samen an einem Fallschirm auf Reisen gehen. Ich helfe kleinen Hasen, wieder gesund zu werden.“ Elisa machte große Augen und fragte: „Sind denn die kleinen Hasen krank?“ Der Nachbar, ein stämmiger, hoch und breit gewachsener Mann, dessen lockiges Haar immer ungekämmt und widerspenstig schien, antwortete ihr: „Aber ja, Elisa, woher wusstest du das? Ja, die kleinen Häschen sind krank, sehr krank sogar. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, ihre Mütter haben aufgehört, genügend Milch zu geben. Also habe ich ihnen Gras gegeben. Doch es geht ihren Bäuchen gar nicht gut. Sie scheinen das frische Gras gar nicht vertragen zu haben.“ – „Aber würde nicht Löwenzahn helfen“, fragte Elisa. „Oh ja“, antwortete der Nachbar, „das ist richtig, das hatte ich ja völlig vergessen. Ja, aber man bräuchte Löwenzahn für 16 kleine Häschen, denn fünf Häsinnen haben geworfen.“ Elisa lachte nur und sprach: „Ich bin gleich zurück.“ Sie holte ein Messer von ihrer Mutter und stach einige der Löwenzahnmilchstöcke aus. Sie heißen Milchstöcke, weil sie eine milchartige Flüssigkeit abgeben, dort, wo sie abgetrennt werden. Lisas Mutter war erstaunt und sagte: „Oh Elisa, das ist aber schön, dass du den Rasen von Unkraut befreit hast. Ich bin in diesem Frühjahr noch gar nicht dazu gekommen.“ Und Elisa gab lachend zurück: „aber das mach ich doch gerne.“
Die Übersetzung eines Kinderbuchs muss ein Genuss sein. Manchmal ereifern sich einige Buchübersetzer gegen die, die heutzutage als Buchübersetzer populär sind. Aber mag das Talent jener Leute noch so klein sein, so ist es doch nichts desto weniger da. Man muss, um mitreißend übersetzen zu können, ein gewisses Talent haben. Ohne das geht es nicht. Aber was ist Talent, wie lässt es sich wägen, wie lässt es sich beschreiben, wie lässt sich fassen, wie lässt es sich vervollkommnen? Vielleicht scheint es wie ein Greifen nach Rauch. Doch Talent ist wie eine Pflanze, die man hegen und pflegen muss. Es geht darum, die Ausgefülltheit und das Gestaltungsvermögen erwachsener Worte in die Literatur einfließen zu lassen, so als würde man für die Unendlichkeit übersetzen. Man muss also den Willen haben, sich ganz der Sache der Kinderbuchübersetzung zu verschreiben, aber es trifft nur zur Hälfte zu, wenn man nur den Willen hat. Denn für das, was man zur Geltung bringen will, muss man ebenso viel Talent mitbringen. Nur so kann man Kinder ins Kristallspiegelland der Träume entführen. Und es gibt noch ein Publikum, das ihr zur Testung eurer Kinderbuchübersetzungen nutzen könnt – die Omas und Opas. Sie haben die Gabe der Erfahrung – vielleicht haben die Omas und Opas nicht die Gabe, selbst zu übersetzen, aber Sie haben die Erfahrung eines langen Lebens, die sie einbringen. Lest also Kinderbuchübersetzungen gerne auch älteren Menschen vor. Und wenn dieses reife Publikum eine Kinderbuchübersetzung gut findet, so werden vermutlich auch die ganz Kleinen keinen Grund mehr haben, nicht auf eurer Seite zu sein. Und daher lautet mein Tipp an junge Kinderbuchübersetzer: nicht entmutigen lassen! Weiter üben! Denn Kraft zur Wortschöpfung, Talent, bahnt sich seinen Weg. Darin liegt die höchste Gerechtigkeit.
Als Maxima bemerkte, dass ihre Schwester Elisa auf einmal ungemein beliebt war, stieg in ihr ein seltsames Gefühl auf. Es war der missgünstige Neid. Maxima überredete also ihre Schwester, ihr das Geheimnis zu verraten. Und Elisa, die sich freute, dass Maxima endlich nun einige von ihren Interessen teilen wollte, versprach ihr, sie mit auf die Reise ins Feenland zu nehmen. Und so geschah es. Elisa hielt Maxima der Hand, beide betraten gleichzeitig den Regenbogen, der die Brücke bis zu den glanzstrahlenden, wundervollen Kristallen bildete, die wie ein Spiegel klar unser Innerstes zeigen und all die Facetten wie einen Regenbogen um sich herumstreuen, die wiederum die Möglichkeiten sind, die sich daraus ergeben. Maxima hatte nicht sehr viele Interessen und auch nicht sehr viel Fantasie. Sie erfreute sich gewöhnlich an einem gut gefüllten Teller und wollte von allen Dingen meist zwei haben, die sie dann doch achtlos liegen ließ. Zwei Puppenkleider, zwei Paar neue Schuhe, zweimal ein neues Kleid, zweimal eine neue Halskette, aber nichts von alledem hatte für sie einen Wert. Ihre Enttäuschung war riesig, dass die Kristallspiegel so leer schienen. Maxima war nicht nur schrecklich enttäuscht von dieser Reise ins Feenland, sie war sogar richtig sauer, denn es war ihr auf einmal so ungeheuer langweilig. Und wenn es etwas gab, was sie mehr hasste als alles auf der Welt, dann war es Langeweile. Maxima blickte in alle Facetten der Kristallspiegel, sobald sie sich einem Spiegel näherte, egal wie rosa oder purpurfarben er auch aus der Ferne war, die Farbe wurde blass und blasser, bis man sie gar nicht mehr erkennen konnte. Sogar das Schimmern schien zunehmend verwaschen und an Leuchtkraft einzubüßen, sobald Maxima nähertrat. Maxima langweilte sich. Möglicherweise hatte Elisa sie einfach nur an den falschen Ort geführt. Endlich sah sie eine Spiegelfacette, die klar und deutlich ihr Ebenbild wiedergab. „Na also, geht doch“, dachte Maxima. Sie stellte sich vor den Spiegel und forderte nun ihr Geschenk. Eine diensteifrige Elfe kam vorbei und sprach: „Maxima, ein Geschenk kann man doch nicht fordern, ein Geschenk muss einem überreicht werden, freiwillig sozusagen, als Gabe dargeboten.“ Maxima hatte sich unter der Elfe etwas Besseres vorgestellt, sie hätte ein wenig größer sein können, ein wenig farbenfroher oder wenigstens ein paar Purzelbäume in der Luft schlagen können oder so etwas. Nichts langweilte Maxima so wie diese Elfe, die sie auf ihr Geschenk warten liess. Die Elfe sprach: „Maxima, dieses Kristall ist die Gabe des Vergessens, es ist sozusagen die Fähigkeit zu absoluter Gleichgültigkeit. Anders gesagt, andere Menschen oder gar Tiere und Pflanzen werden dir dann relativ egal sein.“ Maxima schnitt der moralstrotzenden Elfe das Wort ab und schrie: „Ich will mein Geschenk!“ Von dem ganzen Lärm erschreckt, waren viele Elfen herbeigeeilt. Darunter einige, die auch Tieren Gaben verliehen, wie beispielsweise einen sehr feinen Geruchssinn, allerdings eine Gabe, die mit einem übermäßig großen Riechorgan verbunden ist. Maxima griff sich ein, zwei, drei Elfen aus der Luft und schüttelte sie, sozusagen um die Geschenke aus ihnen herauszupressen. Die eine Elfe, die eine besonders feine Spürnase verleihen konnte, wimmerte: „Schon gut, schon gut!“ Und ehe sich Maxima versah, hatte sie den größten Zinken, den man sich unter den Menschennasen vorstellen konnte.
Im Feenspiegelzauberland brach ein Tumult los: Da die in Maximas Faust gefangenen Elfen jämmerlich weinten und schrien, kamen immer mehr Elfen von allen Seiten herbei, um ihren Schwestern beizustehen. Bald entzündete sich ein Streit, die einen wollten Maxima verhexen und verzaubern, da sie gegen alle Gesetze der Elfen verstoßen hatte. Andere wollten einfach nur die in der Faust gefangenen Elfen befreien. Und so geriet einiges durcheinander. Bald war es den Elfen mit vereinten Kräften gelungen, die Finger zu lockern, so dass eine der Elfen davon schwirren konnte. Doch eine andere Elfe hing immer noch Kopf über und wurde von Maxima kräftig geschüttelt. Die Elfe wimmerte kläglich: „Schon gut, schon gut! Ich gebe dir ja die beste Gabe, die sich ein Menschenkind nur vorstellen kann. Es ist die Gabe, dass dir alles leicht fallen wird im Leben. Maxima schüttelte nur den Kopf. Sie verstand nicht, dass es eine Gabe sein sollte, etwas selbst tun zu müssen. Denn zu etwas anderem war die Gabe nicht da – es sollte einem leicht fallen. Sie schüttelte die arme Elfe nur noch umso kräftiger. Und da der Wunsch der Elfe mit so viel Schwierigkeit hervorgepresst wurde, da Maxima ihr die Luft nahm, verkehrte sich diese an sich wundervolle Gabe in ihr Gegenteil. Und fortan hatte Maxima statt der wundervollen Fähigkeit und Gabe, dass ihr alles leicht von der Hand gehen sollte, mit allen Dingen so ihre liebe Not. Selbst die damit verbundene Fähigkeit, dass ihr Ideen und Gedanken leicht zufliegen sollten, war in das blanke Gegenteil verkehrt. Maxima hatte plötzlich ein so elendes Gehirn, das immer zu bereit war, sich die Dinge so auszudenken, dass alles unnötig schwer wurde. Es war eine ermüdende Fähigkeit. Und so musste Maxima die traurigen Konsequenzen ihrer Gier und Grobheit am eigenen Leib erfahren. Sie hatte nun eine zu etwas große und recht grobe Nase, roch zwar gute Dinge viel intensiver, aber auch die etwas übleren Gerüche, wie beispielsweise Dung, der auf den benachbarten Felder aufgebracht wurde – alles eben viel stärker als ein normaler Mensch. Dazu kam ein kritischer und so verquerer Geist, der sich beständig selbst im Wege stand.
Elisa dagegen war durch die Gaben der Feen ein sehr glückliches Kind geworden. Sie war schon immer glücklich gewesen und jetzt machte sie auch noch die Menschen um sich herum glücklich. Und was gibt es Schöneres als die Freude, einen anderen Menschen in Erstaunen zu versetzen und ihn zu überraschen.
Ausgezeichnete Kinderbuchübersetzungen, gemacht mit Liebe, Verstand und dem unschätzbaren Gut: Geduld. Eine ausgezeichnete Kinderbuchübersetzung entsteht nicht einfach nur aus dem Nichts. Denn ehe die Übersetzung des Kinderbuchs sich in ihrer ganzen Schönheit entfaltet, geht es zunächst erst einmal darum, wie bei jeder Literatur, Zeile um Zeile zu übersetzen. Und dabei benötigt man die richtige Handwerkskunst. Man muss die Fremdsprachen von der Pike auf gelernt haben, am besten an der Universität. Und wird dann das Kinderbuch übersetzt, so wird das Werk wachsen und gedeihen – es wird Gestalt annehmen. Und wie ein literarischer Architekt wird der Übersetzer das Werk seiner Arbeit verkaufen müssen. Meist aber haben Übersetzer nicht einen so bekannten Namen wie beispielsweise angesagte Architekten. Daher ist der Preis einer Kinderbuchübersetzung in der Regel sehr niedrig. Es gibt junge Übersetzer, die sagen, wenn ich für mein übersetztes Kinderbuch nur so wenig kriege, warum sollte ich mir dann so viel Mühe damit geben. Sie hätten eine ausgezeichnete Kinderbuchübersetzung abliefern können, und in diesem Fall wären sie sicherlich für den ersten Moment, für ihre erste übersetzte Literatur sehr niedrig bezahlt worden, aber infolge des mächtigen Gesetzes, des Fürsten der Propaganda hätten sie damit auch die Möglichkeit gehabt, innerhalb des Verlages weiter empfohlen zu werden. D.h., schlecht bezahlt hin oder her. Jedes Buch lohnt sich die Mühe. Denn als Kinderbuchübersetzer ist jede Übersetzung eine Gelegenheit, bei der man Ruhm erwerben kann. Daher geht es darum, jede Übersetzung ausgezeichnet abzuliefern. Auch wenn Kinderbuchübersetzungen schlecht bezahlt sind, so ist es doch eine Frage der Würde, die man sich selber schuld. Von einem sehr weisen Menschen hörte ich einst folgenden Satz: „Nur durch schöne Gesinnungen kann man sein Glück machen!“ Und so empfehle ich jedem Kinderbuchübersetzer, „Hört nicht auf die, die da sagen: „Warum sich für so wenig das Gehirn ausquetschen!“ Denn die erste noch so gering bezahlte Arbeit legt den Grundstein. Auf diesem Grundstein kann man als literarischer Übersetzer wie ein Literaturarchitekt aufbauen und sein Gebäude errichten. Und wenn man als junger literarischer Übersetzer sein erstes Kinderbuch übersetzt, so muss man sich sagen: Ich glaube, dass meine Arbeit, mein übersetztes Buch etwas wert ist, aber ich muss Zugeständnisse machen, um meine Ehre als Übersetzer zu wahren, doch ich weiß, dass ich begabt bin und ich werde beweisen, dass ich zu den Buchübersetzern gehöre, die bestehen bleiben.